Voller Klang auch für morgen
„Orgel des Monats August 2025“ in Baddeckenstedt
Rolf Heinecke ist Diplomingenieur und Maschinen hat er schon viele von innen gesehen. Doch als er im vergangenen Jahr erstmals einen Blick in das Innere der Schaper-Orgel in der St. Paulskirche im niedersächsischen Baddeckenstedt werfen durfte, war er rundum fasziniert. „Da verbarg sich etwa die sechsfache Menge der Pfeifen, die man von außen sieht“, berichtet Heinecke, der immer noch staunt über die „besondere Technik“ in dem über 160 Jahre alten Instrument. Die Pfeifenfülle und die technische Raffinesse – beides „hört man auch, wenn die Orgel erklingt“, versichert der 67-Jährige, der als „Liegenschaftsbeauftragter“ des Kirchengemeindeverbands im Innerstetal für technische Angelegenheiten zuständig ist. Dieses besonderen Klangerlebnisses wegen ist Heinecke überzeugt, dass man in Baddeckenstedt andere Wege gehen sollte als in vielen Nachbarorten, wo die historischen nach und nach durch elektronische Instrumente ersetzt werden.
„So eine historische Orgel ist ein Stück Kultur“, sagt der Beauftragte, „und: Eine elektronische Orgel kann zweifellos sehr viel, aber das Volumen unserer Schaper-Orgel, das kann sie sicher nicht darstellen.“ Weil Heinecke nicht allein ist mit dieser Meinung, hat die Gemeinde beschlossen, dass das Instrument auf der Empore über dem Haupteingang von St. Paul nicht ersetzt, sondern restauriert werden soll. Konkret bedeutet das: Metall- und Holzpfeifen müssen überarbeitet werden, Tonventile benötigen neue Stahlfedern, die Traktur teilweise eine neue Belederung. Der Motor soll einen Kasten erhalten, der den Schall hemmt, alle Teile des Instruments sind zu reinigen. Das große Ziel: Wenn die Orgel am Ende neu gestimmt ist, soll sie wieder volltönig sein und so klingen, wie es einst von ihrem Erbauer beabsichtigt war.

St. Paulskirche Baddeckenstedt

St. Paulskirche Baddeckenstedt

St. Paulskirche Baddeckenstedt

St. Paulskirche Baddeckenstedt

St. Paulskirche Baddeckenstedt

St. Paulskirche Baddeckenstedt
Im Jahr 1862, am vierten Advent, wurde die von Heinrich Schaper in Hildesheim geschaffene und mit zwölf Registern, zwei Manualen und einem Pedal ausgestattete Orgel in der St. Paulskirche eingeweiht. 700 Taler hatte das Instrument gekostet, den Großteil davon hatte eine Sammlung unter den Bewohnern des Ortes ergeben. Beinahe wäre das Vorhaben gescheitert: Im Sommer 1861 trat die Innerste über die Ufer und verursachte großen Schaden, dessen Behebung tausende Taler erforderte. Und im darauffolgenden Mai zersprang auch noch die einzige Glocke in der Kirche – hätte Schaper nicht schon vertragsgemäß mit dem Orgelbau begonnen, wäre man in Baddeckenstedt gern davon zurückgetreten, weil das Geld anderweitig dringender gebraucht wurde.
Auch heute ist erneut einiger finanzieller Aufwand mit dem Instrument verbunden: Die Sanierung wird rund 70.000 Euro kosten. Die Stiftung Orgelklang fördert das Projekt mit 3.000 Euro; die Gemeinde plant – wie einst - einen Spendenaufruf. Der Liegenschaftsbeauftragte berichtet: Als Pfarrsitz des 2019 gegründeten Kirchengemeindeverbandes im Innerstetal ist Baddeckenstedt ins Zentrum gerückt. „Die Wichtigkeit der Kirche und ihrer Orgel sind gestiegen“.