„Erste Geige“

„Orgel des Monats Juni 2025“ in Trantow

Geschäftstüchtig kann man ihn getrost nennen, den pommerschen Orgelbauer Friedrich Albert Daniel Mehmel (1827 – 1888). Er unterhielt nicht nur eine Werkstatt in Stralsund, sondern übernahm eine zweite in Wismar, nachdem sich ein betagter Kollege dort zur Ruhe gesetzt hatte. Seine Orgeln verkaufte er von Cuxhaven bis Kolberg (Polen), Altenkirche bis Charkiw (Ukraine); es heißt, dass er einen Teil der Orgeln sogar in Heimarbeit anfertigen ließ. Nachdem er im Jahr 1881 das Instrument für den Ratzeburger Dom geschaffen hatte, wurde er zum Hoforgelbauer des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz ernannt. 

Ein Werk von Mehmels bemerkenswerten Schaffensperiode befindet sich in der Kirche zu Trantow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Die Orgel auf der Empore entstand ein Jahr nach der großen Schwester in Ratzeburg, also 1882. Inzwischen demnach 143 Jahre alt, ist sie in der Gemeinde bis heute sehr beliebt. Geschätzt wird sie als Gottesdienstbegleiterin, Konzertkünstlerin, Chor-Unterstützerin und Übungsinstrument. Sehr froh ist man in Trantow über die Kantorin, die im Kirchenkreis wirkt, aber auch darüber, dass die Mehmel-Orgel Jugendlichen wie Erwachsenen zur Verfügung steht, die keine Musikschule besuchen können. „Die Religion spielt dabei keine Rolle“, sagt Katarina Hardt vom Kirchengemeinderat.

Wichtig ist in Trantow dagegen die Musik – und die Orgel spielt dabei gewissermaßen die „Erste Geige“; sie ist das Fundament für fast alle Klänge in der Kirche. Das Instrument mit dem schlichten, in hellen Brauntönen gehaltenen Prospekt hört sich keineswegs immer gleich an, meint Katharina Hardt: „Die Orgel wird unterschiedlich belebt - je nachdem, wer sie spielt. Wenn ich die Kirche betrete, kann ich manchmal schon am Orgelklang erkennen, wer am Spieltisch sitzt“.

Damit die geschätzte „Orgel für alle“ weiterhin ihre Magie entfalten kann, wird sie in diesem Jahr restauriert; Spieltisch, Windladen, Pfeifen und Trakturen sind zu überarbeiten, auch eine gründliche Reinigung der alten Dame ist nötig: „Wir haben vor drei Jahren den Kirchturm saniert“, berichtet Katharina Hardt, die auch Baubeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises ist. „Die Orgel war natürlich eingepackt, trotzdem hat sich einiger Staub dort angesetzt.“

Im November ist es soweit: Da steht das Instrument in Trantow im Kalender des Orgelbauers. Rund 42.000 Euro sind für die Generalüberholung veranschlagt. Die Stiftung Orgelklang steuert 2.500 Euro für ihre „Orgel des Monats Juni 2025“ bei. „Wir sind sehr dankbar, dass die Stiftung wie auch der Kirchenkreis verbindliche Förderungen zugesagt haben. So werden wir bald eine gut wiederhergestellte Orgel in der Kirche hören können“, freut sich die Baubeauftragte. Auch die Gemeindeglieder helfen nach Kräften: „Es kommen sehr unterschiedliche Spenden. Mancher gibt ein bisschen von der Rente ab, ein regionales Unternehmen kann etwas mehr geben. Und auch einige Kollekten werden zweckbestimmt der Restaurierung der Orgel zugutekommen.“ Vor allem bei der Gestaltung von Festlichkeiten spüre man das weit reichende Engagement, sagt Katharina Hardt; sie ist sicher, dass dies auch für die Feier zur Wiederinbetriebnahme der Orgel gelten wird. „Kirche und Orgel sind allen hier sehr wichtig!“