Walcker-Orgel von 1900 in der Kirche zu Essen-Werden
Walcker-Orgel von 1900 in der Kirche zu Essen-Werden

Blick nach vorne

Vorsichtig-optimistische Perspektive in Essen-Werden

Gute 120 Jahre alt ist die Walcker-Orgel – Anfang der 1990er Jahre zeigten sich immer mehr Defekte, die es zu beheben galt. Zunächst lief die nötige Sanierung auch gut an, doch dann kamen Corona und damit der zweite Lockdown. Dann fiel der Orgelbauer aus. Und jetzt?

Es gibt eine schöne Tradition in der Essener Kirche im Stadtteil Werden: immer am ersten Samstag des Monats lädt die Gemeinde zur „Orgelmusik zur Marktzeit“ ein. Bei freiem Eintritt kann man den Klängen der als Opus 885 errichteten Orgel lauschen. Als am 24. Juni 1900 die Werdener Kirche eingeweiht wurde, war das gleichzeitig auch der erste „Auftritt“ der neuen Walcker-Orgel. Gespielt wurde sie damals übrigens von Wilhelm Breidenbach, der auch der Hausorganist in der Villa Hügel war. Überhaupt ist die Geschichte der Orgel eng mit der Familie Krupp verbunden, denn der Geheimrat Friedrich A. Krupp hatte mit seiner Kirchbauspende einst den Orgelbau finanziert.

Seitdem ist die Orgel weitestgehend unverändert – lediglich die Prospektpfeifen mussten im 1. Weltkrieg abgegeben werden – ihr Klang muss aber derzeit ausbleiben, denn aufgrund von zunehmendem Schimmelbefall muss das Instrument in seine Einzelteile zerlegt werden, damit alle Oberflächen gereinigt werden können. Insofern ist das Wort „Orgel“ seit dem Spätsommer 2020 aus der Samstagveranstaltung gestrichen und es bleibt die „Musik zur Marktzeit“ mit Akkordeon, Cembalo und Querflöte. Immer noch schön anzuhören, aber eben doch nicht das Gleiche.

Mit dem zweiten Lockdown im Herbst ist nun auch die Musik verschwunden und es ist – wie in so vielen Kirchen – merklich still geworden. Und als wäre das noch nicht genug, erkrankte Anfang Dezember 2020 der Orgelbauer und die Zukunft der Orgelsanierung erschien in sehr düsterem Licht. Inzwischen ist der Orgelbauer genesen und wieder unermüdlich im Einsatz. Insofern blickt man in Essen wieder vorsichtig-optimistisch nach vorne. Und weil die Orgel nicht live zu hören ist, hat der Förderverein für die Kirche Werden eine Aufnahme der klassisch-ikonischen Toccata und Fuge in d-Moll auf die Homepage gestellt. Entstanden ist sie im Oktober 2019 während der „Orgelmusik zur Marktzeit”. Es spielte Tzvetanka Vassileva Spruck. Und für alle Interessierten steht eine toll aufgemachte Fotostrecke bereit, bei der man dem Orgelbauer bei seiner Arbeit über die Schulter schauen kann – überdies wird die gesamte Orgelsanierung (das Projekt „Schöne Töne“) noch einmal detailliert vorgestellt und zusammengefasst.

Wir freuen uns sehr über das Engagement der Gemeinde und des Fördervereins – dass sie nach all den Rückschlägen nicht den Mut verloren haben, sondern weiter nach vorne schauen. Für den erfolgreichen Abschluss der Arbeiten wünschen wir gutes Gelingen und Gottes Segen.