Wo ist denn die Orgel hin? (Nicht) gesehen in St. Marien Helmstedt
Wo ist denn die Orgel hin? (Nicht) gesehen in St. Marien Helmstedt

„Orgelklang aktuell 04/2018“ ist da

Von großen und kleinen Geheimnissen

Transparenz und Offenheit sind wichtig. Ganz besonders für eine Stiftung. Und wir tun alles dafür. Was für die Stiftung Orgelklang gilt, ist auch sonst eine wichtige Lebensmaxime. Doch einmal im Jahr werden wir ihr gänzlich untreu. Dann sind wir verschlossen wie ein Beichtvater (den gibt es ja nur männlich) und kreativer im Verstecken als Eichhörnchen mit ihren Wintervorräten. Dann besteht kein Zweifel mehr: Die Vorweihnachtszeit hat begonnen.

Es gibt nichts Schöneres als kleine Geheimnisse rund ums Fest. Fragende Kinderaugen, ein auffällig unauffällig herumwandernder Ehemann, Eltern, die am Telefon in Sachen Beiläufigkeit zur Hochform auflaufen. Doch ich bin auf der Hut. Denn ein Geheimnis ist ja nur solange ein solches, solange es geheim bleibt. Whistleblowen geht gar nicht in dieser Zeit. Das Sehnen und Erwarten, das Johann Hinrich Wichern einst für seine Zöglinge mit Hilfe des Adventskalenders in buchstäblich überschaubare Bahnen lenken wollte, ist doch schließlich das eigentliche Geheimnis des Advents.

Bei den historischen Orgeln, deren Restaurierung wir auch in diesem Jahr mit Ihrer Unterstützung fördern konnten, ist das fast genauso, nur eben rund ums Jahr. Zwar gibt es vor Ort für die Gemeinden Pläne, Kalkulationen und Infoabende für größtmögliche Klarheit. Doch dann verschwindet das Instrument hinter Gerüsten und Planen, manchmal sogar gänzlich. Und dann dauert es. Wie es wird, ist ein Geheimnis. Man sieht die Orgelbauer kommen und gehen, oder ein Bus fährt die Gemeinde zum Besuch ihrer Orgel in die Werkstatt. Irgendwann aber ist es soweit. Das Ende der Renovierung und die Wiedereinweihung werden angekündigt. Ein Fest wird geplant, ein berühmter Organist eingeladen, Kuchen gebacken, Reden geschrieben. Dann verschwinden das Gerüst und die Planen.

Und die Orgel steht wieder da! Meistens viel schöner, als alle sie je gekannt haben. Und dann beginnt das Spiel auf dem neuen alten Instrument mit den ersten Tönen. Es klingt ganz vertraut und doch wie neu. Orgeleinweihung ist wie Weihnachten – und Sie können diese Freude schenken!