Neue Pfeifen für ein altes Instrument
Orgel des Monats März steht in Bralitz/Brandenburg
Wilhelm Sauer, einer der bedeutendsten deutschen Orgelbauer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hat 1890 mit der Orgel der Dorfkirche im brandenburgischen Bralitz (Märkisch Oderland) eines seiner letzten vollständig mechanisch funktionierenden Instrumente geschaffen. Der Klang der weitgehend original erhaltenen Orgel ist entsprechend volltönend; mangelnde Wartung und Pflege haben das Instrument, das die Stiftung Orgelklang als „Orgel des Monats März“ würdigt, indes sanierungsbedürftig gemacht. Die von der EKD getragene Stiftung wird die Restaurierung in diesem Jahr mit 11.500 Euro unterstützen.
Der besonderen Akustik der Bralitzer Kirche wegen wurde die Orgel häufig gespielt: in den Gottesdiensten, zur Begleitung von Konzerten des örtlichen Posaunen- und des Kirchenchors, und nicht zuletzt von Auftritten vieler Gastensembles, die sogar von Berlin nach Bralitz kamen. Im Laufe der Zeit aber waren dabei immer mehr Misstöne zu hören. Das gleichzeitig mit der Kirche entstandene, also mit mehr als 120 Jahren hoch betagte Instrument „hatte seine Grenzen erreicht und drohte unspielbar zu werden“, sagt Gerhard Grusenick, der Vorsitzende des örtlichen Orgelfördervereins.
Die für dieses Jahr geplante Sanierung werden Fachleute der Erbauerfirma W. Sauer vornehmen. Neben der Reinigung und die technischen Wiederherstellung des Instruments stehen im wahrsten Sinne des Wortes die 35 Prospektpfeifen „in vorderster Reihe“ der Aufmerksamkeit. Die originalen Pfeifen wurden 1917 zu Rüstungszwecken konfisziert. „Ersetzt wurden die silbern glänzenden Zinnpfeifen durch Pfeifen aus dem Innenraum der Orgel oder durch solche aus minderwertigem Zink“, so Grusenick.
Die Rekonstruktion der Prospektpfeifen – die größte ist 2,80 Meter lang - ist mit rund 8.600 Euro der höchste Kostenfaktor bei der insgesamt etwa 40.000 Euro teuren Sanierung. Der Förderverein sucht daher „Paten“ für die neue Front der Orgel. „Von 35 fehlen uns nur noch acht“, sagt der Vereinsvorsitzende. Belohnt werden die Spender, indem sie ihren Namen auf die Pfeife eingravieren lassen können; auch eine „Patentafel“ wird in der Kirche aufgehängt werden, sobald sich die Sauer-Orgel wieder in aller Vollständigkeit an Ort und Stelle befindet. Mit ein bisschen Glück, hofft Grusenick, wird das Ende des Jahres der Fall sein.
Die Stiftung Orgelklang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) präsentiert in jedem Monat eine „Orgel des Monats“. Insgesamt fördert sie in diesem Jahr 22 Projekte in einem Gesamtumfang von knapp 244.000 Euro. Seit 2010 hat sie 81 Förderzusagen über insgesamt 640.000 Euro gegeben. Die Mittel dafür werden aus Spenden sowie Erträgen des Stiftungskapitals bereitgestellt.
Hannover, 15. März 2013
Pressestelle der EKD