Abbau der Orgel in der reformierten Kirche Uttum
Abbau der Orgel in der reformierten Kirche Uttum

Sie ist dann mal weg

Uttumer Orgel zur Restaurierung in die Werkstatt gebracht

Für die Orgelbauwerkstatt Ahrend ist es eine ordentliche Herausforderung: die Renaissance-Orgel der reformierten Kirche Uttum im Nordwesten Niedersachsens musste abgebaut, sorgfältig verpackt und zur Restaurierung abtransportiert werden. Mit sechs Mann ging es ans Werk.

Die ganze Aktion hatte Mitte März begonnen – ganz unspektakulär mit zwei Männern, einem Transporter und ein paar großen Holzkisten. Gut 43 Kilometer liegen zwischen der reformierten Kirche in Uttum und der Werkstatt der Orgelbauer in Leer. Es versteht sich von selbst, dass alle Teile der Orgel – und das sind sehr viele – auf das Sorgfältigste ausgebaut und beschriftet werden mussten. Das kostete viel Zeit und Kraft, denn so manche Orgelpfeife der tieferen Klangfarbe wiegt nicht gerade wenig. Hinzu kam, dass zwischen der Orgelrückseite und der Emporenwand gerade mal 40cm Platz waren.

Letzte Woche, kurz nach Ostern, ist alles fertig geworden. Die letzten Prospektpfeifen, das gesamte Gehäuse mit seinem kunstvollen Innenleben sowie die historischen Bälge wurden abtransportiert. Jetzt ist die Empore leer und die Orgel weg. Die Gemeinde freut sich bereits auf die Rückkehr des Instruments, erzählt Christian Janssen. Er ist Kirchenratsvorsitzender der Kirchengemeinde Uttum und hält unter anderem den Kontakt zur Stiftung Orgelklang. Die Pfarrstelle der reformierten Gemeinde ist seit Oktober 2019 vakant und man rechnet damit, dass das auch so bleiben wird – zumindest vorläufig.

Wer die Uttumer Orgel um 1660 herum gebaut hat, lässt sich heute nicht mehr belegen. Möglicherweise war es ein niederländischer Meister, dazu würde der Klang des Renaissance-Instruments passen. Überdies pflegte die Krummhörn – damit ist der Landstrich südlich der Linie Greetsiel-Emden gemeint – durch ihre Nähe zur Reformationsstadt Emden im 16. und 17. Jahrhundert enge Verbindungen in die Niederlande.

1804 wurde das Instrument schon einmal ausgelagert, als das Steingewölbe der Kirche abgebrochen und durch eine hölzerne Segmentbogendecke ersetzt wurde. Damals verlegte man den Eingang der Kirche auf die Ostseite. Ein Vierteljahrhundert später baute man die Orgel wieder auf, jetzt an ihrem neuen Standort auf der Westempore.

Die letzte Sanierung der Orgel war 1957, allerdings ohne das Gehäuse, denn dafür reichte das Geld nicht. Das wird jetzt nachgeholt, ebenso wie die Instandsetzung der Bälge (und damit der Windversorgung) und die gründliche Reinigung der Pfeifen. Die rekonstruierten Basspfeifen haben sich verformt, das Wissen um Legierung und Bauart fehlte in den 50er Jahren.

Ein schönes Detail findet sich übrigens am Sperrventil, das die Windzufuhr zu den einzelnen Teilwerken regelt: eine Aufschrift verlangt auf Latein „Noli me tangere“ – das würde man heutzutage vielleicht mit einem friesisch-markanten „Pfoten wech!“ übersetzen.