Walcker-Orgel in der Christuskirche Heidelberg

Romantik pur

Die Walcker-Orgel der Heidelberger Christusgemeinde ist die „Orgel des Monats“ Juni der Stiftung Orgelklang

„Im Moment gelingt es uns ganz gut, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen des Stadtteils miteinander ins Gespräch zu bringen“, sagt Pfarrer Maximilian Heßlein in aller Bescheidenheit. Zu seiner Christusgemeinde in der Heidelberger Weststadt gehören rund 4000 Mitglieder: Studenten, Alteingesessene, zugezogene Akademikerfamilien – eine Vielfalt, „die uns gut tut“. Und wenn auch offiziell wie überall die Zahl der im Karteikasten vermerkten Mitglieder sinkt – die Anzahl der Menschen, die sich aktiv in der Christusgemeinde engagieren, zum Gottesdienst kommen, mitarbeiten, an Veranstaltungen teilnehmen, nimmt erfreulich stetig zu.

Ein Teil dieses Erfolges liegt sicher auch darin begründet, dass die Gemeindeglieder nicht nur gut miteinander ins Gespräch kommen, sondern auch ins Musizieren. Die größte Heidelberger Einzelgemeinde hat einen ausgeprägten musikalischen Schwerpunkt: Es gibt Kammerchöre, einen Kinderchor, einen Gospelchor, den Bläserkreis und das Kammerorchester. „Auch hier zeigt sich die Vielfalt der Gemeinde“, sagt Pfarrer Heßlein und ist froh, „dass wir zwei sehr versierte Musiker haben, die es schaffen, das musikalische Leben in seiner Bandbreite darzustellen“.

Und dann gibt es auch noch diese sehr besondere Orgel. 1904 im selben Jahr wie die Kirche eingeweiht, bildete sie mit dieser und dem anliegenden Garten ein einzigartiges romantisches Ensemble. Das Instrument, das von der Firma Walcker aus Ludwigsburg erbaut wurde, harmonierte mit seinen warmen Klangfarben bestens mit der Akustik des Kirchenraums. Es bot reiche klangliche und dynamische Möglichkeiten – damals, als noch zu Lebzeiten Max Regers (1873-1916) einige seiner Werke in der Christuskirche aufgeführt wurden.

Leider entschloss man sich im Jahr 1954 zu einer Umarbeitung der Walcker-Orgel nach dem Vorbild der barocken Werkorgel. Im Zuge dieses Umbaus wurde die Traktur auf Elektropneumatik umgestellt; außerdem wurde neue Register zum Grundstock hinzugefügt. Dabei ging man nicht eben zimperlich zu Werke: Zur Herstellung der neuen Pfeifen wurden die alten bisweilen schlicht abgeschnitten.

Die neobarocken Ergänzungen wurden indes unvollständig ausgeführt, gleichzeitig verwendete man für den Umbau teilweise minderwertige Materialien. Aus dem Stolz der Christuskirche wurde im Laufe der Zeit ein anfälliges und klanglich unbefriedigendes Instrument. Viele seiner Funktionen sind mittlerweile nur noch eingeschränkt benutzbar. Da verwundert es nicht, dass man sich zur Rekonstruktion des Originals entschloss. „Uns liegt sehr daran, das ursprüngliche einheitliche Gepräge von Orgel, Kirche und Garten zurückzugewinnen“, sagt Pfarrer Heßlein. „Damit haben wir dann einen hohen Wiedererkennungswert“. Die rekonstruierte Walcker-Orgel wird außerdem die größte rein pneumatische Orgel in Baden sein.

Im vergangenen Jahr haben die Restaurierungsmaßnahmen begonnen; in diesem Jahr unterstützt die Stiftung Orgelklang diese Maßnahmen mit 10.000 Euro. Auch die benachbarte Hochschule für Kirchenmusik fördert die Rekonstruktion. Sie wird die „neue alte“ Orgel, die in diesem Jahr fertig gestellt werden soll, wie früher für Prüfungen und Konzerte nutzen. Vor allem aber freuen sich die Gemeindeglieder darauf, die Walcker-Orgel in neuem Klang zu hören. Pfarrer Heßlein: „Wir vertrauen darauf, dass unsere Musiker diese speziell auf die Romantik ausgerichtete Orgel schön zum Klingen bringen werden.“