Winzer-Orgel in der Evangelisch-reformierten Kirche Bützow

„Wir freuen uns auf die Orgel“

In Bützow soll die wiederhergestellte Winzer-Orgel Gottesdienstbesucher, Touristen und Hochzeitswillige anlocken

Groß sind die Erwartungen an die Winzer-Orgel in Bützow. Wenn sie erst wieder so klingt wie früher, soll sie die Gottesdienste in der Evangelisch-Reformierten Kirche in Mecklenburg musikalisch erheben. Sie soll Orgelschüler anlocken, die Zahl der Konzerte mit Orgelgehalt erhöhen und überhaupt „Bützow noch mehr hervorheben in der kulturellen Landschaft“, wünscht sich zum Beispiel Pfarrerin Christine Oberlin.

So wie sie denken viele Mitglieder der Gemeinde. Dabei ist das mit so vielen Hoffnungen versehene Instrument seit Jahren gar nicht mehr im Einsatz. 1862 von Johann Friedrich Winzer aus Wismar erbaut, waren dem Werk zunächst zwar viele gedeihliche Jahre vergönnt: Mit höchster handwerklicher Fertigkeit geschaffen, blieben der Orgel Reparaturen und Umbauten erspart, „noch nicht einmal ein elektrisches Gebläse“, bemerkte Landesmusikdirektor Winfried Dahlke in einem Schreiben an den Kirchenrat, sei zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingebaut worden. Ein glücklicher Zufall verhinderte darüber hinaus, dass das Instrument 1917 von der staatlich verordneten Abgabe der zinnernen Prospektpfeifen ausgespart wurde. Am Ende waren es ziellos wütende Menschenhände, die der Winzer-Orgel entscheidend schädigten. Kurz nach der Wiedervereinigung zerstörten Unbekannte fast alle Metallpfeifen und viele Teile der Mechanik.

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

Johann Friedrich Winzer Orgel Bützow

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Viele Jahre ruhte die Orgel daraufhin in stiller Schönheit. Das klassizistisch-neugotisch gestaltete Gehäuse ummäntelte das zerstörte Innenleben des Winzer-Werks. Dass die Kirche in Bützow unterdessen renoviert wurde, änderte nichts an dem jämmerlichen Zustand des Instruments; im Gegenteil war es dadurch zusätzlichem Staub und Schmutz ausgesetzt.

Nun sollen fachkundige Menschenhände die Zerstörung beheben. 45.000 Euro wird dies kosten. Die Stiftung Orgelklang will die Ertüchtigung ihrer „Orgel des Monats April“ mit 4.000 Euro fördern. Auch Pfarrerin Oberlin und viele Gemeindeglieder bemühen sich nach Kräften, das eigene Scherflein zusammen zu bekommen. Das ist auch deshalb kein leichtes Unterfangen, weil die evangelisch-reformierte Gemeinde über den ganzen Landesteil Mecklenburg verteilt ist. „Wer aus Rostock nach Bützow kommt, hat eine Fahrzeit von etwa 30 Minuten, aus Schwerin dauert die Anreise rund 70 Minuten“, sagt Oberlin.

Trotz dieser ungünstigen Umstände gelingen viele konzertierte Vorhaben: Im vergangenen Jahr waren die Orgelfreunde beim ökumenischen Kirchentag in Stralsund mit einem Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten, in diesem Jahr sollen viele Benefizkonzerte für weiteren Spendenfluss sorgen: Im April werden zum 250jährigen Bestehen der Kirche hebräische Lieder vorgetragen, für das ökumenische Gemeindefest im Juni greift die Pfarrerin gleich selbst zur Flöte, um am Flötenkonzert mitzuwirken. Im Juli wird der Landesposaunenwart mit vielen Jugendlichen den Kirchenraum bevölkern, im Oktober hat sich ein Saxophonist mit Ensemble aus Berlin angesagt. Alles, wie gehabt, zum Wohle der Orgel. Und mit dem klaren Ziel vor Augen, die Reise nach Bützow für die Gemeindeglieder noch attraktiver zu machen. Im Advent, hofft die Pfarrerin, werden endlich wieder Orgelklänge in der Kirche zu hören sein. „Wir freuen uns sehr auf die Orgel“, sagt Christine Oberlin. Und sie verbindet mit der Inbetriebnahme des Instruments noch eine ganz spezielle Hoffnung: „Dann wird es auch schöner, hier zu heiraten“!