Mercker-Orgel in der Johanneskirche Dreitzsch

Schöner Klang statt störendem Klappern

Die Mercker-Orgel in Dreitzsch wird schrittweise zur Hochform zurückgeführt

„Im Moment haben wir ein Keyboard in Betrieb, das ist schon ein Unterschied“, sagt Christiane Baumgarten und lacht. Die Pfarrerin, die neben neun anderen auch die Kirchengemeinde im thüringischen Dort Dreitzsch betreut, vermisst bei ihren Gottesdiensten in der Johanneskirche den gewohnten „so schönen und ausgewogenen Klang“ der Orgel. Der Grund: Seit Pfingsten wird das fast 310-jährige Instrument (Baujahr 1703) restauriert – „etappenweise“, wie Baumgarten betont. Denn finanziell ist die Generalüberholung der historischen „Orgel des Monats Juni“ der Stiftung Orgelklang ein Kraftakt für die Gemeinde, den sie nicht aus dem Stand bewältigen kann. Die Pfarrerin weiß: „Die Gemeinde ist in dieser Hinsicht arg strapaziert. Erst vor drei Jahren haben wir eine neue Glocke erstanden, und vorher musste noch der Glockenstuhl instandgesetzt werden.“

Nimmermüde scheinen die 141 zur Gemeinde gehörenden Menschen in ihrem Engagement für ihre Kirche, das sich nun also auf die Orgel konzentriert: Pfarrerin Baumgarten staunt, „dass wirklich schon wieder so viel Geld zusammengekommen ist.“ Die Liste der Förderer ist in der Kirche ausgehängt; auch die Stiftung Orgelklang steht darauf: Sie gibt mit 4.500 Euro einen wichtigen finanziellen Anschub für die insgesamt rund 50.000 Euro teure Sanierung der Orgel in Dreitzsch. Angefangen haben die Arbeiten mit der Renovierung des Gebläses, überarbeitet werden müssen danach auch die Windladen und die Trakturen, außerdem werden das Pfeifenwerk und die Spielanlage restauriert. „Und schließlich muss auch etwas gegen den Schimmel getan werden, der sonst eine Gefährdung für die Gesundheit der Gemeindemitglieder würde“, sagt Baumgarten.

Die Orgel in Dreitzsch ist ein Unikat: Sie wurde von David Mercker geschaffen. Der Schüler des Orgelbauers Christoph Jung soll das Instrument als Meistergeselle gefertigt haben, andere Werke von ihm sind nicht erhalten. Im Jahr 1866 wurde die Orgel umgebaut, um ihr einen, wie es hieß, „männlichen starken Ton“ zu geben; heute ist aufgrund des inzwischen schlechten Zustands des Pfeifenwerks aus drei Epochen  der Klang des Instruments eher als reduziert zu beschreiben denn als „männlich“. Seit einiger Zeit gehörten auch Quietschen, Klappern und Knarzen zu den Begleittönen der Orgelmusik. „Zum Glück wird das nicht mehr lange der Fall sein“, freut sich Baumgarten, „und am Ende wird die Orgel wieder ihren besonders schönen Klang zurückerhalten.“

Dieses Ende ist zwar noch lange nicht in Sicht, aber immerhin muss die Mercker-Orgel nicht komplett ausgebaut und in die Werkstatt gebracht werden. Da sie in der Johanneskirche bleibt, kann sie zwischen den einzelnen Bauetappen immer wieder einmal zum Einsatz kommen. Einen ersten Fixpunkt in dieser Hinsicht hat Pfarrerin Baumgarten schon im Kalender stehen: „Im Juni haben wir hier eine Hochzeit, da hoffe ich sehr, dass die Orgel spielbar ist. Denn auch die jungen Leute hier im Dorf wollen an so einem Tag doch lieber ihre Orgel hören als ein Keyboard.“