Orgel in der Dorfkirche Gristow

Romantisches Original mit pädagogischem Nutzen

Die Stiftung Orgelklang finanziert die abschließende Restaurierung der Buchholzorgel in Gristow zu zwei Dritteln

„Was ist der Unterschied zwischen einer Orgel und einem Klavier? – Eine Orgel brennt länger“. Diakon Klaus-Joachim Freese schmunzelt, wenn er sich daran erinnert, wie er Kindern die Buchholz-Orgel im vorpommerschen Fischerdorf Gristow zeigt und dabei Scherze macht. Weil die beiden Etagen des Instruments begehbar sind, eignet es sich hervorragend als Anschauungsobjekt, „da stehen auch alte Orgelpfeifen bereit, und so kann man auch schon mal eine einzelne Pfeife in die Hand nehmen und reinpusten.“

Doch nicht nur Kindergruppen kommen, um sich die 1820 entstandene „Orgel des Monats April“ der Stiftung Orgelklang anzuschauen. Das romantische Instrument in der Kirche zu Gristow, die unmittelbar an der Boddenküste liegt und zur Kirchengemeinde Gristow-Neuenkirchen gehört, besitzt einen begehbaren Turm samt Aussichtsplattform und ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Region zwischen Greifswald und Stralsund. Auch Konzerte finden regelmäßig statt. „Einen besonderen Charakter hat die Orgel vor allem, weil sie ganz bewusst in den romantischen Originalzustand zurückgebaut wurde“, sagt Freese. Darüber hinaus handelt es sich um eines der wenigen Instrumente in Vorpommern, die von einem der berühmtesten preußischen Orgelbauer, Johann Simon Buchholz (1758 – 1825), gefertigt wurden.

Die kleine Kirche zu Gristow war lange Jahre wegen Baufälligkeit geschlossen gewesen; erst in den neunziger Jahren wurde sie rundum saniert und wieder für Gottesdienste geöffnet. Die Sanierung kam auch der Orgel zugute. Das durch Plünderung und Beschädigung nur noch lückenhaft vorhandene Pfeifenwerk wurde neu gefertigt, das um 1880 von Barnim Grüneberg ergänzte Oberwerk wieder entfernt. Grüneberg – übrigens ein Neffe und Schüler des Sohns von Johann Simon Buchholz – „hatte viele Orgeln in dieser Zeit ‚aufgemotzt’“, weiß Freese. „Glücklicherweise war das zu revidieren. Jetzt ist die Orgel ein Beispiel der Romantik, funktioniert technisch einwandfrei und hat einen wunderbaren Klang.“

Nur eines konnte die Gemeinde schließlich nicht mehr finanzieren: Die farbliche Restaurierung des Gehäuses. Dies soll in wenigen Wochen nachgeholt werden. Die Stiftung Orgelklang übernimmt 4000 Euro der Kosten. „Die Vorderfront muss gereinigt und ausgebessert werden, die Seitenflächen erhalten einen Neuanstrich im Eichenholzton - die Orgel wird dann farblich wieder zu Empore und dem verbliebenen festen Gestühl passen“, sagt Klaus-Joachim Freese. Zu Pfingsten soll alles fertig sein und mit einem kleinen Orgelkonzert und einer Ausstellungseröffnung würdig begangen werden.

Doch nicht alles, was im Laufe der Zeit das Äußere der Buchholzorgel verändert hat, wird erneuert: „Im unteren Bereich bleiben die Kritzeleien von Besuchern – so nach dem Motto ‚Ich war hier’ – erhalten und werden nur mit einer Lasur überzogen“. Eine Maßnahme, die eines historischen Denkmals würdig ist. Und die ehemalige und künftige junge Besucher erfreuen wird.