Orgel in St. Nikolaus Kohlberg

„Gerüstet für die nächsten 30 Jahre“

Im bayerischen Kohlberg wurde die „Orgel des Monats Oktober“ generalsaniert

Pfarrer Martin Valeske ist immer noch beeindruckt: „Da kam eine Frau und hat mir 1000 Euro auf den Schreibtisch gelegt!“ Die Begeisterung des Pfarrers für diese Begebenheit ist verständlich – wer würde Ähnliches nicht gern ab und zu erleben? Martin Valeske war natürlich bewusst, dass das Geld nicht etwa für ihn persönlich bestimmt war. Begünstigte der Gabe war keine geringere als die Königin der Instrumente, die 1751 von Johann Conrad Funtsch (1710 – 1792) erbaute Orgel in der St. Nikolauskirche im bayerischen Kohlberg. Und es kommt noch besser: Die unbekannte Donatorin war nicht die einzige, die für die Restaurierung der „Orgel des Monats Oktober“ der Stiftung Orgelklang ihr Portemonnaie öffnete: „Unglaublich“ sei die Spendenbereitschaft der Kohlberger, schwärmt der Pfarrer, 18.000 der erforderlichen 22.000 Euro seien bereits zusammengekommen – zwei Drittel davon durch Spenden. 1000 Euro hat die Stiftung Orgelklang bereitgestellt. „Den Rest der schaffen wir bis zum Jahresende.“

Die „starke kirchliche Bindung“ der örtlichen Bevölkerung ist ein Grund für die zügige Bewältigung des finanziellen Kraftaktes zugunsten der Orgel – Bayern ist nicht Brandenburg. Natürlich hatten alle halbwegs regelmäßigen Kirchgängerinnen und -gänger in Kohlberg daher zuletzt mit eigenen Ohren vernommen, dass es bergab ging mit der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste. „Das Pedal hatte schon geklappert, der Motor war zu laut, die Orgel war verstimmt und es war deutlich zu hören, dass die Töne nicht homogen zu einander passten“, erinnert sich Valeske. Der Pflege wert war das Instrument vor allem seines sehr hübschen, original erhaltenen Rokoko-Prospekts wegen – das Innenleben, berichtet der Pfarrer, sei 1923 größtenteils als unbrauchbar abgebrochen und ersetzt worden. „Heute würde man das nicht mehr machen“.

Ende April dieses Jahres hatte die Generalüberholung der Orgel in St. Nikolaus begonnen, und schon Anfang Juni standen alle Pfeifen wieder in Reih und Glied. In der Zwischenzeit waren die Fachleute gründlich zu Werke gegangen: Die alten Holzpfeifen waren einzeln mit einem feuchten Tuch gereinigt worden, die Kernspalten mit einem Luftstrahl, die Spunddeckel hatten neues Leder erhalten, die Metallpfeifen waren im Wasserbad gesäubert. Pedal und Klaviaturen waren intakte Filzbeläge spendiert worden, der Motor in einen schalldichten Kasten gesetzt – „Staub, Schmutz und tote Fliegen der vergangenen 30 Jahre sind jetzt entfernt, schadhafte mechanische Teile erneuert“, sagt Valeske, der froh ist, dass die Störgeräusche der Orgel nun Vergangenheitsmusik sind, das Instrument nun wieder „wunderbar“ klingt „und für die nächsten 30 Jahre gerüstet ist“.

Natürlich lässt sich die Orgel nun wieder besser spielen als zuvor, nicht nur im Gottesdienst. Die Gemeinde möchte das Instrument daher langfristig in die seit 14 Jahren im nahen Weiden stattfindenden Max-Reger-Tage einbeziehen. Reger war mit dem aus Kohlberg stammenden Anton Beer-Walbrunn (1864 - 1929) befreundet, der bis zu seinem Tod als Professor an der Königlichen Akademie für Tonkunst in München wirkte, Musikerpersönlichkeiten wie Wilhelm Furtwängler und Carl Orff zu seinen Schülern zählte und sich als Komponist einen Namen machte. 2014, zum 150. Geburtstag Beer-Wallbrunns, sollen einige von dessen Werken im Rahmen der Musiktage einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Valeske will sich dafür einsetzen, dass danach „möglichst jährlich ein Konzert in unserer Nikolauskirche auch mit Orgelwerken von Anton Beer-Walbrunn gegeben wird“.