Furtwängler-Orgel von 1900 in der Klosterkirche St. Marienberg
Furtwängler-Orgel von 1900 in der Klosterkirche St. Marienberg

„Dem Instrument wieder Seele einhauchen“

„Orgel des Monats April 2019“ in Helmstedt

 „Wir haben einige Orgeln aus der Werkstatt Furtwängler & Hammer in der Region. Aber unsere klingt besonders schön. Das haben mir auch schon Kollegen bestätigt. Wenn sie hier spielen, stellen sie fest: ‚Hey, die klingt ja viel besser als meine‘“, schmunzelt Mathias Michaely. „Und das, obwohl das Instrument noch gar nicht fertig restauriert ist“. Der Propsteikantor ist begeistert von der „Orgel des Monats April 2019“ auf der Westempore der Klosterkirche St. Marienberg im niedersächsischen Helmstedt. Nicht nur ihres schönen Klanges wegen: Einzigartig ist das 1900 erbaute Instrument auch deshalb, weil es hinter einem aufwändig geschnitzten Prospekt installiert wurde, der – wie der Spieltisch - von dem Vorgängerinstrument aus der Werkstatt des Orgelbauers Adolf Appelt aus dem Jahr 1877 stammt. „Damit handelt es sich hier um den größten überlieferten Bestand von Adolf Appelt“, sagt Michaely.

Und als wäre das nicht schon genug des Außerordentlichen, kann das Furtwängler & Hammer-Instrument in der Klosterkirche sogar als „Teamplayer“ punkten: Tatsächlich befindet sich eine weitere, neuere Orgel ähnlicher Größe im nördlichen Querschiff von St. Marienberg. „Wir haben also zwei stilistisch sehr unterschiedliche Instrumente in der Kirche: Die neuere Orgel mit ihrem norddeutschen, neobarocken Klang, und die historische Orgel mit ihrer romantischen, symphonischen Charakteristik. Das ist ein großer Luxus und eine große Ausnahme weit und breit“. Und natürlich eine exzellente Situation im Blick auf Orgelkonzerte, bei denen je nach Charakter eine Orgel ausgewählt werden kann, oder beide Instrumente zusammen erklingen.

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

Furtwängler & Hammer-Orgel in St. Marienberg Helmstedt

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Solche Projekte sind allerdings noch Zukunftsmusik, denn zuvor muss die Furtwängler & Hammer-Orgel, immerhin die älteste ihrer Art in Helmstedt, vollständig saniert sein. Zwar ist das Instrument erstaunlich gut erhalten, aber es stand für eine lange Zeit gewissermaßen auf dem Abstellgleis: Eigentlich hatte es – mit pneumatischer Traktur ausgestattet  und klanglich damals für unmodern befunden – 1973 abgerissen und durch die Nachfolgerin ersetzt werden sollen. Zum Glück fand die zweite Orgel ihren Platz in der Vierung der Kirche, sodass das historische Instrument zwar stillgelegt, aber eben nicht entfernt wurde.

2011 wendete sich das Blatt für die schweigende Königin. Es gründete sich der Orgelbauverein St. Marienberg, dessen Mitglieder sich die Wiederbelebung der Furtwängler & Hammer-Orgel vorgenommen haben. Mathias Michaely steht dem 30 Mitglieder zählenden Verein vor. „Spätestens zu unserem zehnjährigen Jubiläum soll die Orgel wieder in ihren bauzeitlichen Zustand zurückversetzt sein und so klingen wie damals“, hofft der Kantor. Inzwischen sind Spieltisch und Pedalklaviatur fertiggestellt, fehlende Prospektpfeifen neu gefertigt und die vorhandenen Register intoniert. „Die Orgel klingt schon recht gut, hat aber die alte Fülle natürlich noch nicht erreicht.“ Derzeit werden fünf fehlende Register eingestellt, unter anderem die Trompete („damit bekommt die Orgel ihr klangliches Rückgrat, ihre Kraft zurück“), im abschließenden Bauabschnitt sollen die sechs letzten folgen. Gut 185.000 Euro wird die Sanierung insgesamt kosten. Die Stiftung Orgelklang stellt in diesem Jahr 3.000 Euro zur Verfügung.

Um Spenden zu sammeln, organisiert der Verein regelmäßige Benefiz-Konzerte, auch eine CD mit der fast wiederhergestellten Orgel ist aufgenommen. 150 Exemplare hat die Gemeinde als Weihnachtsgeschenke für Mitarbeitende und Engagierte abgenommen. „Das war natürlich eine gute Idee“, findet Mathias Michaely, der sich schon sehr auf die wiederhergestellte Orgel freut. „Wir haben hier dann fast so etwas wie ein Orgelmuseum, es gibt alles zu sehen“. Auch Orgelführungen und Kinderkonzerte sind geplant. Auf gutem Weg dahin befinde sich das Instrument, meint er, und in besten Händen: „Der Orgelbauer ist auch Restaurator. Er widmet sich dem Projekt mit Herzblut und wird ihm wieder Seele einhauchen.“