Orgel in Orgel in St. Nicasius Casekirchen

Ein gesungener Spendenaufruf als Internet-Hit

„Orgel des Monats Dezember 2017“ in Casekirchen

Thea Pecker hat gedichtet. Nicht für sich, sondern für alle in ihrem Heimatort Casekirchen, und insbesondere für die Orgel in der dortigen Kirche St. Nicasius. „Casekirchen ist ein schöner Ort/ zu finden ist das kleine Dorf/ in Sachsen-Anhalts Burgenland….“ heißt es zu Beginn von Thea Peckers „Orgellied“, das - gesungen vom Casekirchener Chor und mit Filmaufnahmen aus Dorf und Kirche garniert - auf dem Internetkanal YouTube Karriere macht. Das soll es auch, denn Thea Pecker, die Vorsitzende des Fördervereins für Kultur, Kirchen- und Denkmalpflege e.V., möchte mit ihrer tönenden Botschaft möglichst viele Menschen erreichen, „zu spenden für den schönen Klang/ den unsre Orgel zaubern kann“.

Gute fünf Minuten dauert das mit einem Augenzwinkern zur „Vogelfänger“-Melodie aus Mozarts Zauberflöte gesungenem „Orgellied“, dessen Charme nicht nur darin gründet, dass es ein vielstimmiges Gemeinschaftsprojekt ist. Das Video zeigt begeisterte Sängerinnen und Sänger, fröhliche Caselkirchener Biertrinker, eine fein herausgeputzte Kirche und natürlich eine Orgel, „die nach dem Doktor schreit“. Der Clou des Stücks ist indes ein Intermezzo, mit dem sich fünf Kinder zu Wort „rappen“. „Die Orgel spielen möcht‘ ich ja/ doch die Töne sind nicht alle da!“ klagt eines von ihnen, während ein anderes am Spieltisch vergeblich die Tasten drückt. Die Kinder sind es, die auf die Mängel der 1828 erbauten „Orgel des Monats Dezember 2017“ hinweisen: Prospekt und Pfeifen müssen gereinigt und repariert werden, Spieltisch und Klaviatur sind zu restaurieren, es braucht einen neuen Motor und auch mit Manual und Pedal „hat man so seine Qual:/ Es klappert und macht Krach,/ wie die berühmte Mühle am rauschenden Bach“.

Erbauer der vor knapp 190 Jahren geschaffenen Orgel in St. Nicasius ist Johann Christian Adam Gerhard, dessen Werkstatt in Dorndorf an der Saale nur rund 17 Kilometer südwestlich von Casekirchen entfernt war. Er gehörte der dritten Generation einer Orgelbauerfamilie an; sein Großvater Justinus Ehrenfried Gerhard, der Firmengründer, soll bei Gottfried Silbermann in die Lehre gegangen sein. 

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

St. Nicasius-Kirche Casekirchen

auf der Landkarte anzeigen

Der sympathische tönende Spendenaufruf ist nicht das einzige Mittel, mit dem Thea Pecker und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Förderverein Gelder für die in diesem Herbst begonnene Orgelsanierung zusammentragen. „Ob jung, ob alt, man packt mit an/ gemeinsam geht es gut voran“, heißt es dazu im „Orgellied“. Benefizkonzerte gibt es in Casekirchen regelmäßig, dazu seit ein paar Jahren das „Backofenfest“ an Himmelfahrt, am Johannistag einen Abend-Gottesdienst mit Posaunenchor und anschließendem Lagerfeuer. Auch Pfeifenpatenschaften werden angeboten. Im kommenden Jahr sind außerdem Konzerte unter freiem Himmel geplant und ein Ausflug in die Werkstatt des Orgelbauers in Ostheim (Rhön).

Die Stiftung Orgelklang fördert die Sanierung des Instruments auf der Westempore von St. Nicasius mit 4.500 Euro. Insgesamt werden 61.000 Euro benötigt. Im Dezember 2018 Jahres dann soll der Zeitpunkt gekommen sein, an dem das Instrument „nicht mehr um Hilfe schreit/ sondern nur noch tolle Töne pfeift“. Genutzt werden möge die Gerhard-Orgel von da an nicht nur für Gottesdienste und Konzerte, hoffen Thea Pecker und Co., auch neue „meditative Gebetsformen und Andachten“ sollen mit Orgelklängen verfeinert werden. Und keinesfalls zuletzt ist auch Orgelunterricht für Kinder und Jugendliche des örtlichen Kinderchors vorgesehen; ganz sicher werden die Töne dann wieder „alle da“ sein.