„Orgel des Monats Dezember 2025“ in Hermsdorf
„Eine Kirche ohne Orgel ist wie ein Wald ohne Tiere“. Mit diesem schönen Vergleich wirbt ein Flyer der Gemeinde im sächsischen Hermsdorf für Spenden zur Sanierung der Orgel. Und wer will schon einen Wald ohne Eichhörnchen, Kuckuck und Reh? Die Hermsdorfer jedenfalls nicht! „Wir sind sehr stolz auf unser Dorf, denn es kamen sehr viele Spenden zusammen“, sagt Peggy Bernhardt von der Kirchgemeindevertretung. Auch Menschen, die der Kirche nicht angehörten, hätten sich beteiligt. Gesammelt wurde sehr professionell mit der Fundraising-Aktion „99 Funken“ der örtlichen Sparkasse – „dabei kamen schon mehr als 6.000 Euro auf das Konto“. Und wann immer es passte, kreiste die Spendenbüchse – zum Beispiel beim 90. Jubiläum des Posaunenchors in Hermsdorf, dem Peggy Bernhardt angehört, oder beim Weihnachtsliedersingen mit Bratwurst und Glühwein in der Kirche am 2. Advent. Noch ist der finanzielle Eigenanteil, den die Gemeinde leisten muss, nicht ganz erreicht, „aber das ist zu schaffen“, sagt die Gemeindevertreterin. Knapp 60.000 Euro sind für die Sanierung des Instruments insgesamt nötig, die Stiftung Orgelklang hat 3.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Auch das hat sehr geholfen.“
Das von Herrman Eule in Bautzen als Opus 49 erbaute Instrument steht auf der Chorempore der Hermsdorfer Kirche, dem Altarraum gegenüber. Der Prospekt mit drei flachen Pfeifenfeldern ist im neogotischen Stil gehalten. Das Werk erklingt schon, seitdem es die Kirche gibt, also seit 135 Jahren. Zuletzt lösten die Orgelklänge nicht immer Freude aus: Schon lange sind nicht mehr alle Töne spielbar, immer besteht die Gefahr, „dass plötzlich ein Dauerton alles übertönt“. Im Grunde, meint Peggy Bernhardt, könne nur noch der heimische Organist an den Spieltisch gelassen werden, „Vertretungen wissen natürlich nicht, wo es hakt und quietscht“.

Dorfkirche Hermsdorf

Dorfkirche Hermsdorf

Dorfkirche Hermsdorf

Dorfkirche Hermsdorf

Dorfkirche Hermsdorf
Sehr beeindruckt war die leitende Verwaltungsmitarbeiterin, als sie vor einigen Monaten das erste Mal in das Innere des Instruments schaute, von dem üblicherweise nur die Oberfläche zu sehen ist. „Ein riesiges Werk mit so vielen Details!“ Gleichzeitig waren auch die Schäden unübersehbar, berichtet sie. „Der Blasebalg war durchlöchert. Und der Motor - der war so schlicht, den hätte sogar ich gebaut haben können“. Neben der Instandsetzung defekter Bestandteile ist auch eine Reinigung der „alten Dame“ unabdingbar. Im kommenden Frühjahr, wenn mildere Temperaturen es erlauben, sollen die Arbeiten beginnen. Im Herbst, so die Hoffnung, wird das Instrument mit einem Konzert wieder eingeweiht werden können. „Die Orgel gehört einfach zur Kirche,“ sagt Peggy Bernhardt, und spricht damit sicher vielen Hermsdorfern aus der Seele.
Persönlich freut sie sich besonders darauf, wenn Posaunenchor und Orgel wieder in unbeschwertem Wechsel spielen können. Und vielleicht, hofft sie, werden mit dem intakten Instrument auch regelmäßige Orgelführungen, kleine Orgelmusiken für Seniorengeburtstage und mehr Konzerte möglich sein. Gute Aussichten also für Mensch und Tier im Hermsdorfer „Wald“.