Steinmeyer-Orgel von 1910 in der Dorfkirche Boxberg-Uiffingen (Baden-Würrtemberg)
Steinmeyer-Orgel von 1910 in der Dorfkirche Boxberg-Uiffingen (Baden-Würrtemberg)

Neues Innenleben für das älteste Orgelgehäuse in Baden

„Orgel des Monats Mai 2023“ in Uiffingen

Oft gehört hat er sie noch nicht. Pfarrer Philipp Hocher, der seit rund vier Jahren die Gottesdienste der Evangelischen Gemeinde im badischen Uiffingen gestaltet, kennt die historische Orgel in der Kirche kaum. „Es ist eine tolle Orgel“, ist er sicher, „und es hat auf jeden Fall etwas Epochales, wenn sie klingt“ – mehr aber kann er nicht sagen, zu lange schon entspricht das, was zuletzt noch hörbar war, eben nicht mehr den Möglichkeiten des Instruments. „Zuletzt hat es gar nicht mehr funktioniert, der vergangene Sommer war einfach zu warm.“ Zum Glück ist Abhilfe in Sicht: Noch in diesem Jahr möchte die Gemeinde die 113-jährige „Orgel des Monats Mai 2023“ wieder ertüchtigen lassen.

Erbaut wurde das Instrument in Uiffingen (sprich: Üffingen) 1910 von der Firma Steinmeyer in Oettingen, einer kleinen Fürstenstadt Bayerisch-Schwabens. Die Steinmeyers waren eine bekannte Größe in der Region und darüber hinaus: Seit 1848 haben rund 2.400 Orgeln ihre Werkstatt verlassen. Sie wurden bis nach Südafrika, Russland, China, in die USA, nach Australien und Brasilien exportiert; sogar in Ägypten steht ein Instrument der Firma. Auch die größte Kirchenorgel der Welt im Passauer Dom mit 208 Registern stammt aus Oettingen. Das opus 1046 in Uiffingen nimmt sich mit 15 Registern dagegen zwar bescheiden aus. Eine Besonderheit weist das denkmalgeschützte Werk aber doch auf: Es wurde in das Gehäuse der Vorgänger-Orgel in der Kirche eingefügt. Die Vorgängerin war schon 1612 von einem blinden Orgelmacher mit Namen Conrad Schott für eine Stuttgarter Kirche gefertigt und 1821 nach Uiffingen verbracht worden. Somit befindet sich dort nun das älteste Orgelgehäuse in Baden.

Dorfkirche Boxberg-Uiffingen

Dorfkirche Boxberg-Uiffingen

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Die Vernichtung von Anobien und Fungi imperfecti – bekannter als Holzwurm und Schimmelpilz – stehen auf der Liste der Sanierer; Windanlage, Windladen und Pfeifenwerk werden repariert und restauriert. Die Firma, die dies übernimmt, trägt den Namen „Orgelbau Steinmeyer GmbH“. Dass die Nachfahren der Erbauer diesen Job übernehmen, ist natürlich kein Zufall, sagt Pfarrer Philipp Hocher: „Die kennen sich einfach am besten aus mit der Technik.“ Trotzdem wollen auch Gemeindemitglieder Hand anlegen, sobald möglich und wo nötig. „Zum Beispiel werden wir beim Abbau mithelfen und damit die Kosten reduzieren.“ Knapp 76.000 Euro sind für die Instandsetzung vorgesehen. Die Stiftung Orgelklang stellt 4.000 Euro zur Verfügung. Sehr viele Anträge hat Philipp Hocher für die Finanzierung des historischen Instruments geschrieben, mit Erfolg. Aber auch Spenden wurden gesammelt, zum Beispiel bei einem Orgelfest mit Orgelralley. 

Im Zuge der Arbeiten werden in diesem Jahr auch eine neue Beschallungsanlage, ein Beamer und eine Kamera in der Kirche eingebaut. „Wir schnüren ein Gesamtpaket für alte und neue Medien“, berichtet der Pfarrer. Das Gotteshaus soll für mehr musikalische und kulturelle Veranstaltungen ausgerüstet sein. „Und dann besteht die nächste Herausforderung darin, einen Menschen zu finden, der das sanierte Instrument auch spielen kann und mag.“ Viele hervorragende Organistinnen und Organisten gebe es in der Region - aber eben auch viele gute Orgeln. Ob hier Nachwuchs gewonnen werden kann? Die Gemeinde spielt mit dem Gedanken, ein Projekt zur Förderung junger Kirchenmusiker ins Leben zu rufen. Dann wäre die letzte Hürde genommen, damit die 15 Register der Steinmeyer-Orgel wieder dauerhaft voll zur Geltung kommen.