Heerwagen-Orgel von 1869 in St. Crucis Görschen

Späteres Zusammenspiel nicht ausgeschlossen

„Orgel des Monats November 2017“ in Görschen

Wenn die Posaunen tönen in der Kirche St. Crucis im sachsen-anhaltinischen Kirchspiel Görschen, dann tun sie das zum Genuss ihrer Zuhörerinnen und -hörer. Nicht selten aber steht noch ein zusätzliches Interesse dahinter: Immer dann, wenn es sich um eines der vielen Benefizkonzerte des Posaunenchors handelt, kommen die Erlöse der Orgel in der Kirche zugute. Das Zusammenspiel von Orgel- und Posaunenklängen ist erklärtes Ziel des Ensembles.

Dieses Ziel rückt nun in greifbare Nähe, denn die Sanierung der „Orgel des Monats November 2017“ der Stiftung Orgelklang ist fast abgeschlossen. „Vorher hatte immer irgendwas geklemmt, das klang nicht mehr so schön“, sagt Bernd Donath, der Vorsitzende des örtlichen Gemeindekirchenrates. Nachdem die schadhaften Klaviaturen, Windladen und Pfeifen ausgebaut und zur Reparatur in die Werkstatt gebracht worden waren, kehren sie nun wieder hergestellt in das heimatliche Gehäuse zurück. Das gesamte Instrument wurde außerdem gereinigt; aus Holz gefertigte Teile vor Holzwurmbefall geschützt. Auch das Gehäuse wurde geschliffen und mit der originalen weißen Farbe neu lackiert. 

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

St. Crucis Görschen

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Geschaffen hat das zweimanualige Instrument in St. Crucis der Orgelbauer Wilhelm Heerwagen. Der Sohn eines Tischlermeisters eröffnete seine Werkstatt im Jahr 1855 in der nördlich von Jena liegenden Ortschaft Klosterhäseler. Mit drei Gesellen fertigte er Orgeln für Kirchen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg; rund 20 davon sind allein in seiner Heimatregion zwischen Saale und Unstrut noch erhalten. Das Instrument in Görschen erklingt bis heute regelmäßig in Gottesdiensten und bei Konzerten.

Bernd Donath ist dabei, so oft er kann. Der fünffache Familienvater hat einen kurzen Weg: Seit mehr als 30 Jahren wohnt er mit seiner Frau im großen Pfarrhaus neben St. Crucis. Zwei seiner Kinder haben das Orgelspiel in der Kirche gelernt, heute sind alle fünf ihrer Wege gezogen - umso mehr Zeit hat Donath, sich um die Instandsetzung des Instruments zu kümmern. Zu dessen Wohle werden nicht nur Posaunentöne produziert, sondern auch ein Kalender und eine Broschüre zur Dorfgeschichte verkauft. „Eine Nachbarin hat ‚Orgelsterne‘ gebastelt und Perlenketten - und damit 1000 Euro zusammenbekommen“, sagt der Kirchenratsvorsitzende anerkennend. Auch eine CD ist im Werden. Wenn Bernd Donath erzählt, wird deutlich: Nachdem die Görschener in den vergangenen Jahren ihre Kirche restauriert haben, sind sie nun erfahrene Spendensammler. Etwa 40.000 Euro werden für die Sanierung der Orgel in St. Crucis benötigt; die Stiftung Orgelklang stellt in diesem Jahr 3.000 Euro zur Verfügung.

Pünktlich zur Adventszeit soll die Heerwagen-Orgel wieder zum Einsatz kommen, vorerst. „Wer weiß, ob wir nicht irgendwann noch einmal die blechernen Prospektpfeifen ersetzen“, lächelt der Bernd Donath. In zwei Jahren zum Beispiel, da wird das Instrument 150 Jahre alt. „Aber das wäre natürlich Luxus“. Nun steht zunächst noch die Intonation der wiederhergestellten „Königin der Instrumente“ an. Sie soll auf einer Frequenz von genau 440 Hertz vorgenommen werden, denn diese ist die Grundlage für einen guten Zusammenklang mit anderen Instrumenten - zum Beispiel mit Posaunen.