Ladegast-Orgel in Großjena

Wo täglich Orgelschüler üben

Die Ladegast-Orgel in Großjena ist die „Orgel des Monats Januar“

Gut 170 Jahre ist es her, dass sich Friedrich Ladegast in der Residenzstadt des einstigen Herzogtums Sachsen-Weißenfels als Orgelbauer und Instrumentenmacher niederließ. Während das aber Herzogtum nur neunzig Jahre bestand, reicht Ladegasts guter Ruf bis in die Gegenwart: heute gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des romantischen Orgelbaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Über 125 Orgelneubauten stammen aus seiner Werkstatt. Im Jahre 1898 übernahm sein Sohn Oskar die Leitung der renommierten Firma.

Aus dieser Zeit des Übergangs in die nächste Generation stammt das Instrument in der Kirchengemeinde Großjena, die zum Kirchenkreis Naumburg-Zeitz im Burgenlandkreis gehört. Vermutlich haben 1895 sowohl der im Schatten seines erfolgreichen Vaters stehende Sohn als auch der Senior selbst an der Konzeption der Orgel mitgewirkt – nicht immer zum besten, wie es sich in den verschiedenen Gutachten über den Zustand der Orgel nachlesen lässt. So ist es beispielsweise eine ziemliche Herausforderung, das Instrument zu stimmen oder zu warten, denn der vorhandene Platz für die Pfeifen wurde bis ins letzte ausgenutzt. Ladegast sei ja dafür bekannt, lieber ein Register zu viel, als eines zu wenig zu disponieren, formuliert ein Gutachter trocken. Man müsse jede Mal ein paar Pfeifen ausbauen, wenn man in das Innere der Orgel gelangen wollte.

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

Dorfkirche Großjena

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Insgesamt hat die Spielbarkeit der Orgel in den vergangenen Jahren merklich nachgelassen, Gehäuse und Pfeifenwerk müssen gereinigt werden, Pedale sind „ausgespielt“ und manche wichtige Reparaturen wurden nur arg notdürftig ausgeführt. Dennoch sind sich in einem Punkt alle Gutachter einig: das Instrument in Großjena ist von hoher handwerklicher und vor allem auch klanglicher Güte und eine Instandsetzung dringend zu empfehlen. Das sieht auch die Kirchengemeinde so, die sich sehr bewusst ist, welchen Schatz sie hier besitzt. Und sie nutzt ihn auch: die Ladegast-Orgel erklingt nicht nur in den zahlreichen Gottesdiensten, sondern spielt auch bei einer ganzen Reihe von Konzerten eine wichtige Rolle. Seit 2012 findet in Großjena regelmäßig Orgelunterricht statt. Wer über den Dorfplatz kommend an der schmucken Dorfkirche vorbeispaziert, kann mehrere Stunden täglich den Übungen der Schüler und Schülerinnen lauschen. Die besten von ihnen stellen immer wieder ihr Können bei Veranstaltungen unter Beweis.

Überhaupt ist die Gemeindearbeit bestens ins Dorfleben integriert. Das fängt beim zweimonatlich erscheinenden Gemeindebrief an und geht über einen aktiven Besuchsdienst bis zu hin zu den zahlreichen Gottesdiensten und Veranstaltungen, die auch von jenen besucht werden, die sich vielleicht selbst als eher kirchenfern bezeichnen würden. Zu einem erfolgreichen Gemeindeleben, so findet man in Großjena, gehört eben auch die besondere Ladegast-Orgel ganz einfach dazu.

Im Herbst sollen die Arbeiten an der Orgel beginnen, aber alleine kann die Gemeinde die Kosten nicht stemmen. Die Stiftung Orgelklang fördert die Maßnahmen mit 4.000 Euro, weitere Partner und natürlich viele Spenderinnen und Spender tragen ihren Teil dazu bei. Am Ende soll – so die Planung – wieder ein hochwertiges und klangschönes Instrument stehen, das seine Zuhörer in Gottesdiensten und Konzerten immer wieder aus Neue begeistern kann.