Eule-Orgel in Bischofswerda
Eule-Orgel in Bischofswerda

Der Wurm muss weg

Die Orgel in der Christuskirche im sächsischen Bischofswerda ist einsturzgefährdet

Sie ist das gefundene Fressen: Die „Orgel des Monats Juni“ der Stiftung Orgelklang, die sich in der Christuskirche im sächsischen Bischofswerda befindet, ist groß, und sie besteht überwiegend aus Holz –damit ist sie ein idealer Nährboden für die Larven des Nagekäfers, auch Holzwürmer genannt. Drei Manuale, 46 Register und 3.224 Pfeifen – dies sind einige der Kennzahlen des Instruments, die nicht nur sein großes Klangrepertoire erahnen lassen, sondern auch seine Attraktivität als Holzwurmheimat.

Äußerlich ist der mit dem Geburtsjahr 1879 vergleichsweise jungen Vertreterin ihrer Zunft nichts anzumerken: Der drei Etagen hohe, in Weiß, Gold und Blau strahlende Prospekt, der sogar noch von der im Jahr 1825 von Friedrich Wilhelm Trampeli geschaffenen Vorgängerorgel stammt, ist kaum betroffen. Das eigentliche Orgelwerk geht auf die Firma Eule zurück, die es mit mechanischen Kegelladen ausstattete und nach der Abnahme 1879 eine Garantie von 20 Jahren gewährte. Im Jahr 1941 wurde die Eule-Orgel dem Zeitgeschmack entsprechend umfassend umgebaut. Seit diesem Umbau ist auf dem Instrument in der Christuskirche nach Auskunft von Kantor Samuel Holzhey „die ganze Palette der Orgelmusik darstellbar, wenn auch nicht in jedem Fall ‚authentisch‘“. 

Christuskirche Bischofswerda

Christuskirche Bischofswerda

Christuskirche Bischofswerda

Christuskirche Bischofswerda

Christuskirche Bischofswerda

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Christuskirche Bischofswerda

Christuskirche Bischofswerda

Christuskirche Bischofswerda

Christuskirche Bischofswerda

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Holzhey war es, der vor vier Jahren die pulverförmigen Alarmhäufchen das erste Mal entdeckte; seitdem ist viel geschehen: Zum einen blieben die Holzwürmer rührig; sie machten sich nicht nur im gesamten und damit möglicherweise einsturzgefährdeten Instrument zu schaffen, sondern befielen darüber hinaus sogar das Kirchengestühl. „Zum Tag des offenen Denkmals im vergangenen Jahr, der das Thema Holz als Schwerpunkt hatte, haben wir hier mit den Kinder Holzwürmer gebastelt“, berichtet der Kantor. Doch nicht Verzweiflung, sondern Angriffslust steckte hinter dieser Aktion. Sie war Teil der vielen Initiativen, die Gemeinde und Förderverein in den vergangenen Jahren unternommen haben, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Orgel aufmerksam zu machen und um Spenden für die Behebung derselben zu werben. Egal, ob in Bischofswerda Goldene Hochzeiten gefeiert, Babymützchen gestrickt, Benefizkonzerte oder Skatabende veranstaltet wurden: Sehr oft lieferten die Beteiligten ihre Geldgeschenke, Erlöse und Gewinne zum Wohle der Orgel bei Holzhey ab. Mehr als 91.000 Euro wird die Sanierung des Instruments insgesamt kosten; die Stiftung Orgelklang übernimmt in Kooperation mit dem örtlichen Förderverein 13.500 Euro, und „nach vier Jahren des Werbens und Sammelns können wir sagen, dass auch die Gemeinde ihr Soll mehr als erfüllt hat“, meint der Kantor.

Auch an der im Mai begonnen Restaurierung beteiligen sich die Gemeindeglieder nach Kräften, zum Beispiel schon beim Ausbau der Orgel. „10 bis fünfzehn Personen haben hier unter Anleitung der Fachleute tatkräftig geholfen“. Das wurmstichige Instrument befindet sich nun in komplett zerlegtem Zustand auf der Empore der Kirche; eine Spezialfirma füllte den gesamten Raum mit Gas, um die lästigen Larven zu vernichten. Und nun? „Eine grundlegende Überholung der Orgel wäre eigentlich noch nicht nötig. Aber wenn sie nun schon vollständig abgebaut ist, werden bei der Gelegenheit Verschleißteile gewechselt und die Elektrik überprüft“. Auch der Balgraum muss repariert werden. Bis Herbst, meint Holzhey, werden die Arbeiten dauern, dann wird das Instrument wieder eingebaut und für Gottesdienste zur Verfügung stehen. Zum Denkmaltag am 8. September wird die Orgel zwar noch fehlen, die Christuskirche aber wird trotzdem wieder ihre Pforten öffnen. Auch begleitende Aktionen sind in diesem Jahr geplant; ob die Kinder in der Kirche diesmal wieder Holzwürmer basteln, ist aber fraglich.