Orgel in der Katharinenkirche Mellenbach

Die „Orgel des Monats April“ in Mellenbach soll nicht stumm bleiben

Viele technische Defekte und starke Verschmutzung haben die Sanierung unvermeidlich gemacht

„Unser Kantor gibt sich immer sehr viel Mühe – trotzdem klingt ein E-Piano im Gottesdienst eben nicht so schön wie eine Orgel“, sagt Sibylle Puchert. Und dass „um uns herum in den größeren Orten wie Oberweißbach und Meuselbach Orgelkonzerte geboten werden, während unsere Orgel in Mellenbach stumm blieb, das hat mir schon weh getan“. Weil sie aber nicht klagen, sondern etwas verändern wollte, hat Sibylle Puchert gemeinsam mit anderen Orgelliebhabern den Förderverein Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach gegründet. Vor drei Jahren war das, inzwischen gehören dem Verein 55 Mitglieder an. Eine beeindruckende Zahl, die für großes Engagement steht – zumal das Dorf in Thüringen insgesamt etwa 970 Bewohner hat.

„Wir wollen auch, dass in Mellenbach anspruchsvolle Kultur geboten werden kann“, betont Sibylle Puchert. Im Blick – oder besser: im Ohr hat die Lehrerin dabei in allererster Linie feine Orgelklänge. Eine entsprechende musikalische Tradition ist im Ort durchaus vorhanden: Aus Mellenbach stammte sowohl ein Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs, Georg Andreas Sorge (1703 - 1778), der ebenfalls Komponist und ein seinerzeit bedeutsamer Musiktheoretiker war. Rund einhundert Jahre danach wurde der Mellenbacher Wilhelm Winzer (1811 - 1886) geboren, der es später zu einigem Ruhm als Orgelbaumeister bringen sollte. Winzer verließ seine Heimat nach der Ausbildung; während er vorwiegend in Norddeutschland tätig war, sollte die Orgel für die Mellenbacher Katharinenkirche ein anderer anfertigen: Adam Eifert (1841 - 1910). Der aus Hessen stammende Orgelbauer kam auf seiner Wanderschaft in den rund 25 Kilometer nördlich von Mellenbach gelegenen Ort Stadtilm. Dort ließ er sich nieder, heiratete und gründete eine Werkstatt, die bis heute besteht.

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

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Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

Katharinenkirche Mellenbach

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Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

Katharinenkirche Mellenbach-Glasbach

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Die Mellenbacher Orgel schuf Eifert im Jahr 1889; abgesehen von den Prospektpfeifen und der motorisierten Windversorgung ist das Instrument vollständig und unverändert erhalten. Verstummt ist es vor allem altersbedingt, viele technische Defekte und starke Verschmutzung haben die Sanierung der „Orgel des Monats April“ der Stiftung Orgelklang unvermeidlich gemacht. Rund 45.000 Euro wird die Wiederherstellung kosten. Die Stiftung Orgelklang, die das Vorhaben bereits 2014 gefördert hat, stellt in diesem Jahr 4.500 Euro zur Verfügung.

Die erforderlichen Spenden zu sammeln ist eine Herausforderung, der sich Sibylle Puchert und ihre Mitstreiter im Förderverein engagiert stellen. Die im Internet aufgelisteten „Aktivitäten zur Finanzierung der Orgel-Restaurierung“ sind zahlreich, „dabei ist die Liste noch gar nicht vollständig“, lacht die Vereinsvorsitzende. Viele Vorträge und Benefizkonzerte haben die Förderer organisiert, auch die Tombola zum jährlichen Weihnachtsmarkt ist der Initiative des Vereins zu verdanken. Besonders gern erinnert sich Sibylle Puchert an ein Konzert im letzten Jahr, bei dem auch die Grundschule und der Kindergarten mitgewirkt hatten. „Da haben die Kinder in historischen Kostümen Menuett getanzt – das war eine Freude!“ Ein besonderes Ereignis in diesem Jahr soll ein „Orgel-Open-Air-Konzert“ werden: Beim Sommerfest im August wird ein mit einer Orgel befrachteter Lkw in der Ortsmitte von Mellenbach stehen und Orgelklänge unter freiem Himmel ermöglichen. „Das ist schwer vorstellbar, wird aber sehr schön“, ist Sibylle Puchert überzeugt.

Und wie steht es derweil um die „echte“ Orgel? Nachdem im vergangenen Jahr alle transportablen Bestandteile von den Pfeifen bis zum Spieltisch in die Werkstatt verbracht wurden, ist in der Kirche nun nur noch das leere Gehäuse zu sehen. „Kein schöner Anblick“, meint Sibylle Puchert. Aber sie hat Hoffnung, dass die Eifert-Orgel noch in diesem Jahr vollständig wieder eingebaut werden kann. Der Kantor, weiß sie, probt schon Stücke des Mellenbacher Komponisten Andreas Sorge, die er bei der Orgelweihe spielen wird. Ja, es gibt ein winziges bisschen Ungeduld in Mellenbach. „Wir freuen uns eben sehr auf die Orgel“.