Orgel in St. Aegidien Frankenberg

„Die Königin begehrt Heilung“

Mit viel Einfallsreichtum wirbt man in Frankenberg um Spenden zur Sanierung der Eule-Orgel

Die Leine mit den buntgestrickten Socken hängt nicht mehr in der Kirche. Und auch die Eule-Orgel, die „Orgel des Monats März“ der Stiftung Orgelklang, wird dies nicht mehr lange tun. Das Verschwinden der Fußbekleidung hängt mit dem des Instruments zusammen: Mit der „Aktion Sparstrumpf“ hatten engagierte Mitglieder der St.-Aegidien-Kirchgemeinde Frankenberg in Sachsen Spenden für die Restaurierung ihrer Orgel gesammelt. „Ein schöner Erfolg“, erinnert sich Carsten Hauptmann, Kirchenmusiker in der Gemeinde. „Rund 70 Sockenpaare hingen hier in der Kirche“.

Bis zum Erntedankfest im vergangenen Jahr hatten viele Gemeindemitglieder gestrickt: Strümpfe in jeder Farbe und Größe, „auch einige mit Notenschlüssel oder anderen schönen Motiven waren dabei“, weiß Hauptmann. Dann wurden die Fußwärmer versteigert; wer einen ergattert hatte, nahm ihn mit nach Hause, um ihn dort im Lauf der Zeit zu füllen. Am 1. Advent dann fand in der Kirche der große „Sparstrumpfsturz“ statt. Ergebnis: Rund 1.600 Euro und viele warme Füße.

Objekt der Frankenberger Fürsorge ist die 1930 von der Firma Eule gebaute Orgel, die mit drei Manualen, 60 Registern und 3.960 Pfeifen in der örtlichen St. Aegidien-Kirche prunkt. „Das Instrument ist einmalig: hochromantisch in der Seele, aber technisch sehr ausgereift, so dass selbst Barock und groovige Literatur wunderbar klingen“, sagt Hauptmann. Nur wenige Instrumente dieser Größe seien in der Zwischenkriegszeit entstanden. Auch Thomas Firmenich, Bürgermeister und Schirmherr der Unterstützungsmaßnahmen zur Orgelsanierung, schwärmt von dem Instrument als „einem Meisterwerk handwerklichen Könnens“ und fordert zur Hilfe für die „Heilung“ des „in die Jahre gekommenen“ Kunstwerks auf.

Viel Phantasie entwickeln die Frankenberger, wenn es um die Finanzierung dieser „Heilung“ geht. Im Dezember bot eine örtliche Bäckerei das „Frankenberger Orgelbrot“ an; eine Initiative, die weitere 2000 Euro brachte. Herzstück der Spendenwerbeaktionen sind indes die „königlichen Patenschaften“, die die Gemeinde potenziellen Sanierungsunterstützern anträgt. Die Paten können beispielsweise „neue Anzüge für den Knabenchor“ (die Restaurierung zarter Register für 100 Euro) finanzieren, die „Operation an der königlichen Lunge“ (die Instandsetzung des Ausgleichsbalgs in der Orgel mit 500 Euro) befördern oder mit 300 Euro dazu beitragen, dass die „Stimmung der Fürsten“ Verbesserung erfährt (die Intonation und Stimmung der Prinzipal-Register durchgeführt wird). Auch die Stiftung Orgelklang macht einen Diener vor der Frankenberger Königin und stellt 7.000 Euro für deren Gesundung zur Verfügung.

Zwei Wochen nach dem Osterfest wird die Eule-Orgel abgebaut und zur Generalsanierung in die Werkstatt des Orgelbauers Markus Voigt nach Bad Liebenwerda gebracht. Dort wird sie für insgesamt 105.600 Euro klanglich restauriert und grundlegend gereinigt. Dafür wird es höchste Zeit, denn: „Eine komplette Reinigung des Orgelinneren hat es noch nie gegeben, weil dafür die äußeren Pfeifen ausgebaut werden müssen“, sagt Hauptmann. Auch der Holzwurm muss bekämpft werden. Wenn alles nach Plan verläuft, kehrt die „Königin“ im Oktober an ihren angestammten Thronsitz zurück und wird, so hoffen die Frankenberger, „auch noch in späten Tagen verkünden können: ‚und wenn sie nicht gestorben ist, so spielet sie noch heute: Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude!’“