Orgel in St. Katharinen Eichstedt

Elf Fuß hoch und neun Fuß breit

Die letzte Orgel von Johann Georg Helbig wird nach originalen Plänen restauriert

Sie ist die letzte ihrer Art. Die „Orgel des Monats April“, die in der St. Katharinenkirche in Eichstedt (Sachsen-Anhalt) ihre Heimat hat, ist das einzige und letzte vollständig erhaltene Instrument des aus Tangermünde stammenden Johann Georg Helbig dem Jüngeren. Der in der Altmark und östlich der Elbe tätige Organist und Orgelbauer, bei dem die Herren von Eichstedt im Jahr 1737 die Orgel für St. Katharinen in Auftrag gaben, war zu seiner Zeit ein vielbeschäftigter Mann, der sogar an der Erbauung der Berliner Garnisonskirchenorgel beteiligt gewesen sein soll; trotz seiner Umtriebigkeit sind heute nur noch neun Instrumente von ihm nachgewiesen, und nur drei davon erhalten. „Da die anderen beiden Instrumente in Hohengöhren und in Krusemark nur noch in Restbeständen existieren, ist die Eichstedter Orgel von umso größerem historischen Wert“, sagt Adelheid Schmersau, die Vorsitzende des Förderkreises St. Katharinenkirche.

Das aus der Barockzeit stammende einmanualige Instrument auf der Westempore gehört nun schon beinahe 275 Jahre zu St. Katharinen – bespielbar aber ist es schon seit den 60er Jahren nicht mehr. „Damals machte ein extremer Wurmbefall der Orgel zu schaffen“, erinnert sich Schmersau. Geld für die Restaurierung wurde zwar gesammelt, allerdings konnten die benötigten Materialien nicht beschafft werden. „Stattdessen wurde dann eine kleine elektrische Orgel gekauft. Aber auch die ist heute mehr schlecht als recht spielbar“. 2009 begann die Gemeinde einen neuen Versuch, die Helbig-Orgel möglichst genau zu restauruieren. „Die Reinigung und eine Holzschutzsanierung konnten den zunehmenden Verfall der Orgel aufhalten“, so die Vorsitzende des Förderkreises. Auf dieser Grundlage findet nun die weitere Sanierung statt. „Glücklicherweise ist der Anteil an erhaltener Originalsubstanz relativ hoch. Das sind gute Voraussetzungen für die Wiederherstellung der Orgel“, freut sich Schmersau.

Zur Hilfe kommt den Restauratoren der Umstand, dass der originale Vertrag zwischen Johann Georg Helbig und den Herren von Eichstedt vor wenigen Jahren wiederentdeckt wurde. Aus diesem Kontrakt vom 23.  September 1737 geht nicht nur die ursprüngliche Disposition des Instruments hervor, auch zum damals verwendeten Material sind Angaben zu finden. So ergeht dort der Auftrag an Helbig, das Instrument „die Höhe 11 fuß und die Breite 9 fuß von guten trockenen Holtz zu verfertigen“. Das „Gehäuß“ sollte „von guten trockenen Dannen Holtz das Schnitzwerck aber von Linden Holtz gemachet“ werden.

Trotz dieser wertvollen Hinweise haben Orgelbauer der beauftragten Werkstatt in Werder ein gutes Stück Arbeit zu bewältigen. Derzeit ist die Orgel ausgebaut, alle Einzelteile befinden sich zur Reinigung und Restaurierung in der Werkstatt. Nach diesem ersten Bauabschnitt soll möglichst bald der zweite folgen, bei dem die Orgel wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückkehrt und gestimmt wird.

500 Reichstaler erhielt Johann Georg Helbig für den Bau der Orgel - rund 155.000 Euro werden nötig sein, das Instrument wieder so instand zu setzen, dass es klingt wie damals. 6.000 Euro davon wird die Stiftung Orgelklang übernehmen. „Wir hoffen, dass wir am Ende des Jahres das 275-jährige Jubiläum mit der wiederhergestellten Orgel feiern können“, sagt Adelheid Schmersau. In Eichstedt sei die Vorfreude groß: „Schon vor geraumer Zeit hat eine Dame in unserer  Gemeinde Orgelunterricht genommen. Und seit unser neuer Pfarrer da ist, gibt es mit ihm und unserer Kantorin insgesamt sogar drei Personen, die  an der restaurierten Helbig-Orgel werden spielen können.“