Weigle-Orgel in Wiesbaden-Igstadt

„Wir lieben unsere Orgel!“

In Wiesbaden-Igstadt werden für die Sanierung der Weigle-Orgel alle Register gezogen

„Ausgerechnet Weihnachten! Da war es ganz fürchterlich.“ Gitta Rauschnabel erinnert sich mit Grausen an die Töne, die die Orgel im letzten Weihnachtsgottesdienst produziert hat: „Sie hat regelrecht in den Solo-Gesang hineingepfiffen“. Und mehr noch: „Der ganze Winter war schlimm“, sagt Rauschnabel, die Mitglied des Kirchenvorstands der Evangelischen Kirche in Wiesbaden-Igstadt ist und dem Orgel-Ausschuss angehört. Damit der kommende Winter keine ähnlichen klanglichen Zumutungen mit sich bringt, hat sich die Gemeinde entschieden, das Instrument im Herbst sanieren zu lassen. Die Stiftung Orgelklang unterstützt das Vorhaben mit 6.000 Euro.

Die Igstädter Orgel wurde 1904 von Friedrich Weigle aus Echterdingen gebaut. Hinter dem farbenfrohen Prospekt mit Jugendstil- und Neobarockelementen verbirgt sich ein nahezu original erhaltenes Instrument mit einer besonderen Pneumatik, die im Hause Weigle entwickelt und damals sogar patentrechtlich angemeldet wurde. Er sei „überzeugt, dass es das beste pneumatische System ist, das gebaut wurde“, so der mit der Sanierung beauftragte Orgelbauer Friedemann Güldner. Rauschnabel bestätigt: „Unsere Organisten meinen, dass die Orgel aufgrund ihrer Pneumatik nicht einfach zu spielen ist, dafür aber – normalerweise - besonders schön klingt.“

Ev.Kirche Wiesbaden-Igstadt

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Dieser Normalzustand soll nun wiederhergestellt werden. Eine Reparatur, bei der die betroffenen Pfeifen einzeln hätten ausgebaut werden müssen, wäre zu aufwendig geworden, sagt die Kirchenvorstandsfrau. Also entschloss man sich zu klotzen. Mehr als 82.000 Euro wird die Runduminstandsetzung des Instruments – Ausreinigung, Instandsetzung der Technik und des Pfeifenwerks und die Erneuerung des Hauptbalgs – kosten. Eine finanzielle Herausforderung, die man in der Gemeinde gern annimmt: „Wir lieben unsere Orgel“, betont Rauschnabel.

Und so werden alle Register zur Spendengewinnung gezogen: Benefizkonzerte, Gemeindefeste, Basare. „Die Kollekte ist oft für die Orgel bestimmt“, sagt Rauschnabel, „und auch bei Beerdigungen wird gespendet“. Zugute kommt den Spendensammlern auch die schon etablierte Sekt-Marke „Igstadter Kirchziegel“. Der Erlös aus dem Verkauf dieses besonderen Sekts ging vormals auf das Konto zur Unterstützung der Kirchendachsanierung; seit das Dach wieder in Ordnung ist, profitiert die Weigle-Orgel vom Durst der Wiesbadener nach Schaumwein. Besonders aber floriert das Geschäft mit den Orgelpatenschaften, freut sich Rauschnabel. „Dabei gelingt es besonders gut, das tolle Instrument ins Bewusstsein der Leute zu bringen.“ Wer die Frage: „Hast du (schon) Töne?“ mit einem Ja beantwortet und einen entsprechenden Betrag spendet, kann sich eine Patenpfeife aussuchen. „Die Aktion wird sehr gut angenommen und es gab auch schon mehrere Gottesdienste, in denen den Orgelpaten ihre Urkunden feierlich überreicht wurden.“

Auch zum „Einweihungsevent“ für die Orgel, das, so hofft Rauschnabel, im Januar kommenden Jahres stattfinden wird, werden die Orgelpaten besonders bedacht. Geplant ist unter anderem, die Orgel und ihre Register ausführlich vorzustellen. „Die meisten Leute“, sagt Rauschnabel, können mit Register-Begriffen nichts anfangen. Das ändert sich, wenn wir demonstrieren: So klingt ein Gedackt und so ein Principal.“ Viele Aha-Effekte, viele Ohs und Ahs erhofft sich Rauschnabel nach der Sanierung er Orgel – und natürlich ein reibungslosen Weihnachtsgottesdienst.