Orgel in der Dorfkirche Braach

„Orgel und Kirche gehören einfach zusammen"

Im hessischen Braach wird die Kirche saniert, damit die Orgel an ihren Platz zurückkehren kann

Die alte Orgel restaurieren oder eine neue erwerben – vor dieser Frage stehen nicht wenige Gemeinden in Deutschland, deren in die Jahre gekommenen Orgeln nicht mehr so klingen, dass sie der Erbauung dienen. In Braach, einem knapp tausend Einwohner zählenden hessischen Ort vor den Toren Rotenburgs an der Fulda, währte die Diskussion über das Schicksal der altgedienten Orgel lang – sehr lang, erinnert sich Pfarrerin Christine Berger. „Aber am Ende hieß es zum Glück: Die Orgel ist historisch wertvoll, sie steht unter Denkmalschutz und sie soll in ihren ursprünglichen klanglichen Zustand zurückversetzt werden.“ Die Pfarrerin, die die Gemeinde Braach gemeinsam mit ihrem Mann Friedrich leitet, ist froh über diese Entscheidung. Denn das recht kleine schmucke Instrument, das 1787 in der evangelischen Kirche Einzug hielt, liegt ihr „wirklich am Herzen“: „Es hat einen wunderschönen warmen Klang, und es gehört einfach mit der alten Kirche hier im Ort zusammen.“

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

Schmerbach-Orgel, Ev. Kirche Braach

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Offenbar ist die Pfarrerin nicht die Einzige, die das so sieht. 115.000 Euro ist der Gemeinde die Restaurierung des von Johann Wilhelm Schmerbach (1726–1789) im nordhessischen Frieda geschaffenen Instruments wert, das die Stiftung Orgelklang als ihre „Orgel des Monats Mai“ würdigt. Die Stiftung stellt 50.000 Euro bereit, von denen 45.000 Euro eine Projektspende des örtlichen Fördervereins sind.

Mit der Sanierung betraute man die Experten der Orgelbauwerkstatt in Rotenburg. Dort befindet sich das Instrument seit Ende vergangenen Jahres und harrt, in Einzelteile zerlegt, der Behandlung. Diese, soviel ist klar, wird eine grundlegende werden. Alle Pfeifen müssen gereinigt und neu intoniert werden, die Mechanik ist teilweise defekt, die Windlade, die derzeit nicht genügend Luft transportiert, wird zum Zwecke einer dem Originalinstrument entsprechenden Klangfülle ebenso erneuert wie zahlreiche Register. „Viel Handarbeit“, weiß Christine Berger, wird in der Werkstatt geleistet werden, um das im Laufe der Jahre vielfach zu seinem Schaden umgebaute Instrument wieder zur alten Form zurückzuführen.

Bei der Einwerbung von Spenden für dieses Vorhaben halfen den Braachern Kreativität und Fortune. Die den Gemeindegliedern in den letzten Jahren jeden Monat angebotene Möglichkeit, eine gemeinsame „Orgelsuppe“ einzunehmen, brachte Geld und das Projekt gleichsam „in aller Munde“, erinnert sich Berger. „Sehr viel Glück hatten wir auch mit schönen Spenden bei Jubelhochzeiten oder –konfirmationen, und das waren einige.“ Ganz besonders dankbar aber ist man einer Gönnerin, die vor Jahren als Flüchtlingskind in den Ort kam, nur kurz dort lebte, der Gemeinde aber durch persönliche Freundschaften bis heute verbunden ist. Die Pfarrerin betont: „Ohne diese großzügige Dame, deren Spende im fünfstelligen Bereich liegt, hätten wir das alles nicht geschafft.“
 
Obwohl die Finanzierung gesichert ist und die Sanierung begonnen hat, wird die Schmerbach-Orgel erst im kommenden Jahr wieder in die Kirche zurückkehren. „Das ist eine verrückte Sache“, meint Christine Berger. „Als wir für die Orgel sammelten, wollten wir natürlich auch das bauliche Umfeld des Instruments untersuchen lassen. Also kam der Herr Statiker“. Was der in der Kirche feststellte, war unerfreulich. In der Konsequenz musste der Dachstuhl in weiten Teilen erneuert werden; dies wiederum zog eine ausführliche Renovierung des Innenraums nach sich. Die Putz- und Malerarbeiten sind in vollem Gange, auch der Elektriker wird in Kürze erwartet.

Allen Verschönerungstätigkeiten ist indes eine Frist gesetzt: 2015 will man in Braach Kirche und Orgel unbedingt wieder einweihen, denn dann soll das große Jubiläum des Ortes gefeiert werden. Stolze 1250 Jahre wird das Dorf alt, das im Mittelalter als Sitz des Erzpriesters die Verwaltung aller Gemeinden im Fuldatal beherbergte. „Braach ist älter als die Stadt Rotenburg“, sagt die Pfarrerin, „und wir gehen davon aus, dass die Missionierung hier sehr früh begann und unsere Kirche ebenfalls eine der ältesten in der Region ist“. Gründe genug, für das Jubiläum alle Register zu ziehen.