Recycling für Orgeln? Ist das Zukunftsmusik? Tatsächlich wurden und werden bisweilen funktionsfähige Teile einer älteren Orgel für den Bau einer neuen verwendet. Eine Weiterverwendung der besonderen Art hat es einst bei der „Königin der Instrumente“ in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Spornitz (Mecklenburg-Vorpommern) gegeben.
„Was Matthias Grünert aus der Orgel herausgeholt hat, war fantastisch“. Vier Jahre ist es her, dass der Kantor der Dresdner Frauenkirche in der evangelischen Kirche Hohndorf (Thüringen) ein Konzert gegeben hat, Pfarrer Ulrich Krause schwärmt noch immer. Aber nicht nur der Theologe erinnert sich an dieses Konzert, auch der Künstler selbst hat seine damalige „Partnerin“, die Orgel in Hohndorf nicht vergessen.
1818 wurde zum Beispiel Karl Marx geboren und die Schriftstellerin Emily Brontë; das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erklang zum ersten Mal. Und auch in Bucha, einem kleinen thüringischen Dorf im Saale-Orla-Kreis, gab es eine Neuerung: Johann Gottlieb Schlegel baute eine Orgel, die in der evangelischen Kirche St. Katharina ihre Heimat fand.
„Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott“, soll Martin Luther einst gesagt haben. In Maikammer würde er vermutlich nicht viel Widerspruch ernten. Das Dorf gehört zum pfälzischen Landkreis Südliche Weinstraße und ist von nicht gerade wenigen Weingütern umgeben. Gleich zwei Winzer stellten Weine zur Verfügung, um die Sammlung von Spenden für die Sanierung der Orgel in der Johanneskirche zu unterstützen.
„Entweder ihr saniert, oder es geht bald gar nichts mehr“ – so das knappe Urteil des Sachverständigen, nachdem er die Orgel in der Sankt-Maria-Kirche im thüringischen Altendorf begutachtet hatte. Ein Schreck war das zunächst, erinnert sich Thomas Furche, denn eigentlich hatte man den Experten nur herangezogen, um das Instrument stimmen zu lassen.
Im Ahrtal haben viele Menschen noch immer mit den Folgen der Flutkatastrophe zu kämpfen haben. Für eine gute Nachricht sorgt die Stiftung Orgelklang: Sie stellt 30.000 Euro Sondermittel aus Flutspenden zur Verfügung, damit die Orgel der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr möglichst bald wieder erklingen kann.
„Überwältigend“ findet Pfarrer Alexander Schwartz die Resonanz auf die Orgelpfeifen-Patenschaften in der Dorfkirche in Rochau (Sachsen-Anhalt). „Es gibt zwar erst einmal nur eine virtuelle Würdigungstafel mit den Namen aller Patinnen und Paten, aber die hat es in sich. Man erkennt auch ‚Familienbande‘, also wo die Wiederherstellung der Orgel in einigen Familien besonders unterstützt wird.“
Oft gehört hat er sie noch nicht. Pfarrer Philipp Hocher, der seit rund vier Jahren die Gottesdienste der Evangelischen Gemeinde im badischen Uiffingen gestaltet, kennt die historische Orgel in der Kirche kaum. „Es ist eine tolle Orgel“, ist er sicher, „und es hat auf jeden Fall etwas Epochales, wenn sie klingt“ – mehr aber kann er nicht sagen, zu lange schon entspricht das, was zuletzt noch hörbar war, eben nicht mehr den Möglichkeiten des Instruments.
Pfarrer Robert Neuwirt hat wieder Zeit. Etwas mehr jedenfalls, seit die Schutz suchenden Ukrainerinnen und ihre Kinder nicht mehr bei ihm wohnen. 17 Personen hatte der im Klosterhof Belgern in Nordsachsen lebende Theologe im vergangenen Jahr untergebracht; „sie sind nun weitergezogen, anderswo untergekommen oder zurück nach Hause gereist“.
Sie soll so fein herausgeputzt werden, dass sie Matthias Grünert aus dem fernen Dresden herbeizaubert: Die historische Orgel in der Dorfkirche von Schönborn, einem Ortsteil von Triptis in Thüringen, könnte den Kantor der Frauenkirche dazu bewegen, eines Tages im Rahmen einer seiner „Orgelfahrten“ durch die Region ein Konzert in Schönborn zu geben.
Erbaut wurde das Instrument von Herrmann Eule im Jahr 1911. Eule hatte seine Werkstatt in Bautzen 1872 gegründet; als erster sächsischer Orgelbauer wandte er das System der mechanischen Kegellade an, das er in Süddeutschland kennengelernt hatte.
Alles Gute kommt von oben? In der Evangelischen Kirche in Mengerschied fiel im Frühjahr vergangenen Jahres plötzlich ein Teil des Putzes von der Decke. Drei Quadratmeter Putzsturz, über Nacht. Doch der Unfall hatte tatsächlich auch etwas Gutes: Die historische Orgel wurde schnellstens aus dem Kirchenraum evakuiert. Nun liegt sie in der Werkstatt des Orgelbauers.
